Zusammenarbeit mit MATHESIS und PHILIUMM
Ab 2017 ging das Leibniz-Archiv Kooperationen mit Projekten an französischen Forschungseinrichtungen ein. Bis August 2021 bestand eine Zusammenarbeit mit dem Projekt MATHESIS am Laboratoire SPHere-UMR 7219 des CNRS, des französischen Centre national de la recherche scientifique, an der Université de Paris (bis 2019 Université Paris Diderot) und am Centre Gilles Gaston Granger der Universität Aix-Marseille. Im September 2021 startete die Zusammenarbeit mit dem Projekt PHILIUMM, das ebenfalls am Laboratoire SPHere-UMR 7219 des CNRS angesiedelt ist.
Zielsetzung der Zusammenarbeit
Im Zentrum der Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Archiv standen während des Projekts MATHESIS mathematische Handschriften von Leibniz aus seiner Zeit in Hannover. Bei der Kooperation mit dem Projekt PHILIUMM verschiebt sich der Schwerpunkt auf mathematische Schriften, in denen sich Leibniz’ Philosophie widerspiegelt. Ein Großteil der Texte soll in künftigen Bänden der Reihe VII herausgegeben werden, manche auch in Reihe VI.
Als Grundlage für diese Publikationen werden die Stücke gemeinsam bearbeitet und nach den Prinzipien der Leibniz-Edition aufbereitet. Das Leibniz-Archiv sammelt alle Ergebnisse und stellt sie der Forschung schon vorab als Online-Veröffentlichungen zur Verfügung. Aus der Zusammenarbeit mit MATHESIS ging die Sammlung Mathesis. Transkriptionen und Vorauseditionen mathematischer Schriften für die Leibniz-Akademie-Ausgabe hervor. Eine vergleichbare Sammlung zu PHILIUMM ist in Planung.
Darüber hinaus besteht eine intensive Zusammenarbeit mit Vincenzo De Risi vom Laboratoire SPHere-UMR 7219 des CNRS, der ebenfalls Mitglied der beiden Projekte zu Leibniz’ Mathematik ist. Er beteiligt sich als Editor am Band 9, Grundlagen der Geometrie, Analysis situs (1677–1687) der Reihe VII.
Das Projekt MATHESIS
Das Projekt MATHESIS: Édition et commentaires de manuscrits mathématiques inédits de Leibniz (2017–2021), No ANR-17-CE27-0018-01 AAP generique 2017 wurde von der französischen Agence nationale de la recherche (ANR) gefördert. Es war am Laboratoire SPHere-UMR 7219 des CNRS an der Université Paris Diderot (später Université de Paris) und am Centre Gilles Gaston Granger der Universität Aix-Marseille angesiedelt.
Die Gesamtleitung des Projekts hatte David Rabouin inne. Den Standort in Aix-en-Provence leitete Valérie Debuiche. Beide forschen zur Geschichte und Philosophie der Mathematik. Zusätzlich zu den Projektmitgliedern in Paris und Aix-en-Provence hatten sich weitere internationale Forscherinnen und Forscher der Gruppe angeschlossen. Dadurch bestand eine enge Vernetzung mit der weltweiten Forschung zu Leibniz’ Arbeiten zur Mathematik.
Das Projekt hatte zum Ziel, bislang nicht gedruckte mathematische Handschriften von Leibniz zu erschließen. Zusätzlich erarbeitete die Projektgruppe Übersetzungen ausgewählter Leibniz-Texte und präsentierte sie auf einer eigenen Website. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt lag auf der Untersuchung des Materials. Einen Einblick in die Ergebnisse geben die Publikation G. W. Leibniz. Mathesis universalis. Écrits sur la mathématique universelle, die Rabouin 2018 herausgab, und der Beitrag Mathématique et philosophie leibniziennes à la lumière des manuscrits inédits, der 2021 durch Debuiche und Rabouin in der Zeitschrift Philosophia Scientiæ herausgegeben wurde.
Das Projekt PHILIUMM
Das Projekt PHILIUMM: The Philosophy of Leibniz in the Light of his Unpublished Mathematical Manuscripts möchte neue Impulse in der Forschung zu Leibniz’ Philosophie setzen. Als Zugang sollen seine mathematischen Handschriften dienen, in denen er immer wieder philosophische Fragen anschneidet und die von seinen philosophischen Konzepten geprägt sind. Bis heute ist dieser Quellenbestand zu großen Teilen noch nicht veröffentlicht. Deshalb ist eine systematische Auswertung dieses Textkorpus mit Editionen und Übersetzungen zentraler Schriftstücke geplant.
Das Projekt PHILIUMM und seine Arbeitsgruppe sind ebenfalls am Laboratoire SPHere-UMR 7219 des CNRS der Université de Paris angesiedelt. Die Leitung hat David Rabouin inne.
Das Projekt wird bis August 2026 aus Mitteln des European Research Councils (ERC) gefördert.
Deutsch-französische Kooperation in der Leibniz-Edition
Mit der Zusammenarbeit mit den Projekten PHILIUMM und MATHESIS wird eine Idee umgesetzt, die bereits 1901 Teil des ursprünglichen Konzepts der Leibniz-Edition war. In diesem Jahr begann die Arbeit als deutsch-französisches Vorhaben der Preußischen Akademie der Wissenschaften mit der Académie des sciences und der Académie des sciences morales. Durch den Ersten Weltkrieg wurde diese Kooperation jedoch abgebrochen.
Die Edition wurde anschließend in Deutschland weitergeführt. Nur in zwei Fällen kam es vor der Zusammenarbeit mit MATHESIS und PHILIUMM zu neuen deutsch-französischen Kooperationen: der sechste Band von Reihe VI: Philosophische Schriften von 1962 wurde als gemeinsames Ergebnis von André Robinet in Orléans und Heinrich Schepers von der Leibniz-Forschungsstelle in Münster publiziert. Neben der Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau seit 1998 wurden zudem während der Anfänge von Reihe VIII Kooperationsgespräche mit Vertretern französischer Forschungsinstitutionen aufgenommen, aus denen Beiträge aus Frankreich zur Edition hervorgingen.